Über meine Arbeit

Wenn ich über meine Arbeit nachdenke, fällt mir ein, dass ich schon als Kind gerne gemalt und Bilder aus Zeitungen ausgeschnitten und aufgeklebt habe. Ich saß am Küchentisch meiner Oma, das abgewetzte Linoleum der Tischplatte war dunkelgrün, im großen weißen Emaille-Kohleherd zischte und bollerte ein Feuer. Ich erinnere mich an den tiefen Frieden, den ich damals empfunden habe.

Auch später im Kunststudium waren Fotos aus Zeitungen und Magazinen oft Ausgangspunkt für meine Bilder. Lady Diana bei ihrer Hochzeit, ein spielender Eisbär, erschöpfte Pferde in einem Transporter. Damals projizierte ich die Zeitungsbilder auf die Leinwand, malte die Konturen nach und entwickelte daraus farbenfrohe Gemälde in Acrylmalerei. In der nächsten Phase verließ ich die Pop Art und stieg um auf großformatige Ölmalerei, die ganz aus mir kam und die Verwendung von Zeitungsbildern oder Ähnlichem verzichtete. Die Farben veränderten sich, wurden düster, dunkel, geheimnisvoll. In meinen Bildern ging es um Böses, das in der Tiefe schlummert (denke ich heute). Ich schloss mein Diplom Freie Kunst ab mit einer großformatigen Bilderserie “Das große Malen“.

Und dann holte mich die Wirklichkeit ein. Ich musste Geld verdienen. Ich machte mich mit einer Werbeagentur selbstständig, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Über Jahrzehnte arbeitete ich in der Werbung. Mein bildnerisches Schaffen ruhte für lange Zeit. Statt dessen spielte ich in verschiedenen Bands, schrieb Texte und Songs.

Seit 2021 mache ich nun wieder Bilder. Die Ölmalerei in großen Formaten wie früher wollte ich nicht fortsetzen. Zum einen, weil mir der Umgang mit Terpentin und Lösungsmitteln nicht mehr sympathisch ist, zum anderen wollte ich gern in meiner Wohnung arbeiten und in kleinen Formaten. Meine Bilder sollen auch in die Wohnzimmer normaler Leute passen (meine früheren Werke waren so riesig, dass sie sich nur für Bankfoyers oder Steuerberaterkanzleien eigneten).

Ich entdeckte Ölpastellkreiden für mich. Sie verhalten sich ein bisschen ähnlich wie Ölfarbe. Sie sind farbintensiv und cremig und haben eine ganz eigene Materialiät. Mir geben sie die Energie und die Ausdrucksmöglichkeiten, die mir liegen. Nach den ersten Versuchen mit reinen Ölpastellzeichnungen habe ich an meine frühere Begeisterung für die Pop Art angeknüpft. Es befriedigt mich, Vorhandenes aus seinem Kontext zu reißen, in Trivialem tiefere Wahrheiten aufzuspüren, scheinbar Negatives in Positives umzudeuten.

Ich arbeite intuitiv und prozesshaft, Schicht für Schicht, evolutionär. Mutation und Selektion. Alles darf entstehen, alles darf überklebt, übermalt, abgekratzt, ausgeschnitten und neu aufgeklebt werden. Ich versuche, keine Angst vor falschen Schritten zu haben. Jede Entscheidung kann wieder verändert werden. Letztlich geht es darum, die Realität zu akzeptieren, zu integrieren, ja zu sagen zu allem, was jetzt ist und etwas Gutes daraus zu machen. Die Welt in Ordnung bringen.